Wer verstehen will ,was es mit dem "Rechtlerwald Kreuzberg" auf sich hat, muss zunächst erst einmal etwa 300 Jahre zurückblicken. Um 1700 war der "Goldene Steig", der durch den bayerischen Wald nach Böhmen führte, einer der wichtigsten Handelswege der Welt. Durch seine Lage an dieser Straße erlangte der Ort Kreuzberg eine gewisse Bedeutung und Größe und als Folge daraus das Marktrecht. Dann aber verloren die Kreuzberger das wichtigste Privileg an das nahe gelegene, sich schneller entwickelnde Freyung. Als Ersatz dafür bekamen sie vom Fürstbischof von Passau einen über 500 Hektar großen Wald.
Nicht ganz einfach stellen sich die heutigen Besitzverhältnisse dar. Grundeigentümerin seit der Gebietsreform ist die Stadt Freyung. Sie erhält auch ein Neuntel des aus der Waldbewirtschaftung erzielten Gewinns, muss diesen Anteil aber wieder in Kreuzberg investieren. Der Hauptteil steht nach wie vor den sogenannten "Rechtlern" zu, das sind die Hofbesitzer, mit deren Anwesen seit jeher die Holznutzungsrechte verbunden sind. 20 Ganze, 25 Halbe und vier Viertel summieren sich zu insgesamt 33,5 Rechten. Die teilen sich jeweils weiter in Brennholz- und Stammholzrechte auf. Während beim Stammholz einfach die Verkaufserlöse anteilsmäßig an die Beteiligten ausgezahlt werden, muss das Brennholz in viele kleine Stapel aufgeschichtet und unter den Rechtsinhabern aus Gründen der Gleichbehandlung verlost werden.
Die Rechtlergemeinschaft fördert auch die Entwicklung von Kreuzberg, indem sie allen Einwohnern und sogar Neuansiedlern Bau- und Brennholz zu günstigen Konditionen anbietet.